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Review: Palmer – This one goes to eleven

Alexander Greve

Dass die Band Palmer bereits seit 2000 besteht, erscheint einem ein wenig seltsam, hat man von der Gruppe aus der Schweiz bislang doch relativ wenig oder sogar gar nichts gehört. Das einzige Lebenszeichen war eine EP im Jahre 2004 und das ist ja bekanntlich nicht viel, für eine Band, die es seit acht Jahren gibt. Aber Palmer haben sich den Hintern wund gespielt und schon mit Größen wie Blood For Blood, Harmful oder Caliban auf der Bühne gestanden. Nun ist es endlich soweit und die Hörerschaft erreicht ein erstes Full Length der Schweizer, welches auf den Namen ‘This One Goes To Eleven’ getauft wurde. Aufgrund der genannten Bands, mit denen man sich die Bühne teilte, erwartet der Hörer nun eine Hardcore-Brett der metallischen oder eher rotzigen Art. Doch weit gefehlt. Palmer spielen eine intensive Mischung aus Noisecore und Sludgemetal, die es fast über die gesamte Spielzeit in sich hat.

Mit ‘Shedding Skin’ stellen die Herren ihr Können auch gleich zu Anfang unter Beweis und fegen wie ein Sturm über den Köpfen der Genießer hinweg. Doomige Riffs seitens Gitarrist Jan paaren sich mit mit dem kratzigen und wütenden Geschrei von Fronter Steve, während der Bass von Ueli nur so flitscht und Remo sein Drumset ordentlich maltretiert, im positiven Sinne. Auf einmal ein ruhiger Part, der zum Träumen einlädt. Wer diese Art von Musik aber kennt, weiß, dass dies nicht lange so bleiben wird. So das Gerüst des ersten Songs, welches natürlich noch mit der ein oder anderen Überraschung aufwartet, die man aber am besten selber rausfindet.

‘Who Am I’ beginnt eher ruhig, einige Fragen werden gestellt und schon ballert man wieder los. Intensiv, anstrengend und doch unterhaltsam, so lässt sich dieser Song beschreiben. Mit schönen Tempowechseln und interessanten sphärischen Spielereien, die schon fast an Freestyle Jazz erinnern, kann man hier überzeugen und besonders im Refrain macht sich die wuchtige Macht und Stärke von Palmer bemerkbar. „Who Am I“ möchte man am liebsten mit schreien und ehe man zu viel nachgedacht hat, ist es auch schon passiert und die Laute sind der Kehle entsprungen. ‘Bitter Sweet Revenge’ wartet erneut mit solch jazzigen Passagen auf, die die sperrigen Gitarrenwände ein wenig auflockern, den Anspruch aber weiter erhöhen. Das ist mit Sicherheit nicht für jeden was und einige eingefleischte Metalfans werden verstört den Kopf schütteln. Aber was soll´s, so sind Palmer nun einmal und das ist auch gut so. Und so verlangt die Band dem Hörer einiges ab.

Während ‘Deception’ als einer der groovigsten Songs der Platte beschrieben werden kann, schießt man mit ‘Souls Divided’ fast den Vogel ab und lässt eine Attacke auf die Menschheit los, welche die zehn Minuten Marke fast überschreitet und an Komplexität auf diesem Album nicht übertroffen wird. Es sind die ruhigen Parts in den Tracks, die Palmer sehr gut zu Gesicht stehen, und genau diese findet man auch hier. Aber auch die unüberwindbare „Wall of Sound“ wird hier wieder aufgebaut und droht fast alles unter sich zu begraben. Die Intensität, mit der Palmer vorgehen, ist es, die einen derart mitreißt, so dass einem die Überlänge des Tracks gar nicht auffallen möchte. Die sphärischen Parts, die hier, wie in all den anderen Stücken, eingestreut wurden, muss man noch kurz hervorheben. Diese sind nämlich grandios und passen, wie die Faust aufs Auge. Ein etwas trauriger Abschied hingegen ist der letzte Track ‘Eleven’. Erwartet man hier noch ein richtiges Highlight, welches die Platte perfekt abrundet, gibt es nur sinnloses Gefrickel, welches sich ohne Sinn über fast vier Minuten zieht. Hier hätte man mehr erwartet, aber Palmer haben ihr Potential ja schon in den vorherigen Tracks voll und ganz bewiesen.

Was bleibt, ist eine Platte und eine Band, die sich problemlos in die Riege solcher Genregrößen, wie Mastodon, The Ocean oder Isis einreihen kann. Man bedenke, dass dies hier nur ein Debüt ist, dementsprechend kann man sich ausmalen, was da noch folgen wird. Ganz großes Kino!