Artnoir

Review – Surrounding The Void

Michael Bohli

Gerne nutze ich Musik, um kleine Rätsel zu stellen – und manchmal eignet sich ein Album einfach perfekt dafür. Denn wer hätte gedacht, dass sich hinter neuen Liedern wie “Divergent” oder “Rising” eine Gruppe aus Langenthal versteckt? Ja, die Berner Gemeinde steht nicht nur für Porzellan und Pommes Frites, sondern auch für spannenden und abwechslungsreichen Post-Metal. Mit “Surrounding The Void” kehren nämlich Palmer aus ihrer Pause zurück und beglücken uns nach sechs Jahren endlich mit ihrem dritten Album. Und das bedeutet: Geschrei, tonnenschwere Riffs und schwarzer Regen.

Palmer waren schon immer bereit, ihre Musik in diverse Richtungen gleiten zu lassen. Mit “Surrounding The Void” hat es die Gruppe aber nun geschafft, auf Augenhöhe mit so mancher Szenegrösse zu kommen. Ob ihre Musik dank sanfter Passagen und hypnotischer Rhythmen eher an Isis oder Neurosis erinnert, oder dank wildem und komplexem Ausrasten eher wieder an Tool – hier findet Songwriting und Produktion auf höchster Ebene statt. Ohne mit dieser Vielfalt die Platte zu überladen, mischen Palmer alles zu einem homogenen und wuchtigen Erlebnis. Da passt sogar eine an Steven Wilson erinnernde Passage wie “Artein” perfekt rein und bei jedem Stück gibt es schier unendlich viel zu entdecken.

Trotz all der Wut und Last, die in “Surrounding The Void” liegt, sind Palmer keine Musiker, die alles überhasten. In jedem Song liegen viele Stunden des Versuches und viele Gedanken. Das merkt man der Musik zu jeder Zeit an, und man erhält ein perfekt ausgewogenes Produkt. Der Post-Metal wird hier zu einer Reise mit rasenden und entspannten Stellen. Egal ob man also gerne den Präfix Jazz oder Ambient vor Metal stellt – an dieser Scheibe kommt kein Kanton vorbei, und endlich reckt die Schweiz vereint die Fäuste in die Luft.

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