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Review – Surrounding The Void

fast sechs jahre nach ihrem letzten album legen palmer heute – endlich! – ein neues werk vor. doch was soll man sich beschweren: schon beim ersten durchhören wird klar, dass die zeit weise genutzt wurde. auch wenn man die musik stilistisch noch immer unter athmosphärisch dichtem metal mit sludge- und noiseeinflüssen einordnen kann – was komposition und songwriting, das selbstvertrauen und sicherheit im zusammenspiel, aber auch die produktion und das sounddesign angeht: die wandlung und weiterentwicklung der langenthaler band ist sowohl in der tiefe als auch in der breite beieindruckend.

gleich zu beginn fällt auf, dass der noise-anteil markant erhöht wurde. ein fast melodieloser, ans weisse rauschen grenzender gitarrenlärmteppich zieht sich durch die ersten, vor einladender aggression strotzenden minuten und ergibt mit steve dieners effektgeladener stimme einen brodelnden wirbel, der sich jedoch langsam klärt und in der mitte des tracks in einen fast ambienthaften ruheraum mündet. auch wenn dieser immer wieder vor explosiven attacken lärmerfüllten hasses erzittert und schlussendlich kollabiert, zeigt sich hier beispielhaft die gewonnene sicherheit und das vertrauen dieser band, ganz auf klang und athmosphäre zu setzen und mit subtil eingesetzten effekten ungeahnte weite zu schaffen. im kontrast zu klaustrophobisch-gequälten gitarrenparts ergeben sich dabei thrillerhafte spannungen, wie es zum beispiel bei ‚divergent‘, aber auch ‚implosion‘ aufs schönste nachzuhören ist. das ganze werk bewegt sich meist in eher düsteren, manchmal gar verzweifelten emotionalen graubereichen, sowohl textlich als auch athmosphärisch. zum glück hat man trotzdem keine angst vor ausgedehnten gitarrenparts mit zwar getragenen, jedoch warmen melodien und minutenlanger versunkenheit in psychedelisch verhallte klangwelten. so werden dem zuhörer immer wieder atempausen und vereinzelte flecken sonnenlichts gegönnt. diese können ausgedehnt und funkelnd klingen wie bei ‚artein‘, aber auch kurz und trocken eingestreut wie in ‚misery‘, wo sie das gefühl der hoffnungslosigkeit mit ihrem abrupten ende eher noch verstärken.

 

dass dies alles so einheitlich und aus einem guss klingt wie auf diesem album, ist eine respekteinflössende leistung und nur teilweise auf die fantastische produktion zurückzuführen, die punktgenau zwischen dem einsatz fast schon jazziger klangbrillanz, erstickender soundwälle und psychedelischer klangfarbigkeit abwägen kann. den anderen, grossen teil trägt die band mit ihrem mut zum experiment, ihrem eingeschworenen zusammenspiel und grosser erfahrung selber bei.

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