Swissattack

Review – CZAR FEST 15.04.2017  Kaserne – Basel

by Rolf Fischbacher

Vorhang auf für die zweite Auflage des CZAR-FESTES in der Kaserne Basel, die am 14.04. und 15.04.2017 stattfand. Nachdem der Freitag relativ schnell ausverkauft war, was bei dem Auftritt der Lokalmatadoren ZEAL & ARDOR nur die logische Konsequenz war, gab es für den Samstag noch einige wenige Tickets an der Abendkasse zu kaufen. Schon beim Eintreffen wurde man mit einem CZAR-Shot herzlich begrüsst, der von der Farbe und dem Geschmack meiner Listrine-Spülung irgendwie sehr ähnlich war. So wurde man bestens auf den bevorstehenden Abend eingestimmt und in der verbleibenden Zeit, bis zum Auftritt der ersten Band, konnte man sich noch im Foyer die Ausstellung von vier verschiedenen Künstlern ansehen. Die Kunstwerke passten hervorragend ins Gesamtkonzept dieser genialen Veranstaltung, die von Frederyk Rotter / CZAR OF CRICKETS PRODUCTION perfekt organisiert wurde, und natürlich gebührt auch Dank an die vielen HelferInnen, die diesen Abend zu einem unvergessenen Event gemacht haben. Aber jetzt widmen wir uns dem musikalischen Festtagsmenü, das von Chefkoch Frederyk Rotter perfekt abgeschmeckt wurde und für jeden musikalischen Gourmet etwas mit dabei hatte.

Die Doom-Metaller von WOLF COUNSEL aus Zürich hatten die ehrenvolle Aufgabe, den zweiten Tag des CZAR-FESTES zu eröffnen. Was schon auf dem Debüt-Album «IRONCLAD» sehr vielversprechend klang, wurde live genauso überzeugend dargeboten! Mir gefällt diese Spielart des Dooms sehr, und man konnte die postiven Vibes förmlich spüren! Auch war der Hinweis des Sängers, man müsse den Doom nicht zu ernst nehmen, sehr sympathisch! Genau dieser Sänger namens Ralf W. Garcia ist kein unbeschriebenes Blatt in der Schweizer Metal-Szene und so konnte man schon von ihm Hardcore (TINTA LEAL) bis Death Metal (REQUIEM) hören, aber im Doom-Gewand hat er mir fast am besten gefallen! Überhaupt war der kurze, aber eindrückliche Auftritt von WOLF COUNSEL sehr stimmig und wurde von einer hervorragenden Lichtshow begleitet. Nach so einem gelungenen Start in diesen verheissungsvollen Abend war meine Vorfreude auf PALMER aus Langenthal riesig!

PALMER ist mit ihrem dritten Album «SURROUNDING THE VOID» ein ganz grosser Wurf gelungen! Bei komplexer Musik wie von PALMER stellt sich immer die Frage, wie die Atmosphäre dann live auf die Bühne transportiert werden kann. Für PALMER aber scheint es eine einfache Übung zu sein, denn wie überzeugend die Songs dargeboten wurden, war einfach fantastisch! Auch merkte man den vier Musikern an, dass sie immer noch hungrig sind und mit dem neuen Album nochmals durchstarten wollen. Für PALMER war es ein einfaches Spiel, wie mit Dynamik und leiseren Passagen immer wieder ein unheimlicher Spannungsbogen aufgebaut wurde. Fragt sich nur, ob der Jungbrunnen, in den sie alle zusammen hineingefallen sind, in Langenthal ist? Wenn ja, muss ich auch einmal ein Bad in diesem Brunnen nehmen, schadet mir sicher auch nicht! Auch bei PALMER war wie bei WOLF COUNSEL die halbe Stunde viel zu schnell vorbei!

Nach Doom und Noise stand jetzt Blackmetal auf der Speisekarte! Zu einem Heimspiel sollte der Auftritt von COLDCELL aus Basel werden. Und COLDCELL nutzten ihren Heimvorteil aus und legten einen furiosen Auftritt hin. Geboten wurde Blackmetal der innovativen Art. Da gehen aggressives Riffing und ruhige, schon fast progressive Passagen Hand in Hand! Gerade das Verbinden von diesen verschiedenen Extremen passiert bei COLDCELL auf sehr hohem Niveau! Auch bei COLDCELL, wie schon bei WOLF COUNSEL und PALMER zuvor, machte der Lichtmensch einen hervorragenden Job, dieses Kompliment kann man auch dem Soundmischer weitergeben, der bei allen Bands für sehr gute Klangverhältnisse gesorgt hatte. Es war sehr mystisch, wie die Musiker von COLDCELL, mit ihren Kapuzen ins Gesicht gezogen, von dem wechselnden Licht angestrahlt wurden. Ich bin schon sehr gespannt auf das dritte Album von COLDCELL, das schon bald auf CZAR OF BULLETS erscheinen wird! Eine sehr vielversprechende Band, die sicher noch so einiges in Zukunft abliefern wird! Auch hier verging die Zeit wie im Flug!

Nach dieser Eruption von Blackmetal sollte es nun mit etwas leichter Verträglichem weitergehen. Die Westschweiz wurde von WHEN ICARUS FALLS aus Lausanne vertreten, und sowas von! Das Dargebotene nennen wir mal Post-Metal, der aus Atmosphäre und heavy Riffs mit noch ganz vielen anderen Details besteht! Ich kannte WHEN ICARUS FALLS vor diesem Konzert noch nicht, aber ich werde sie auch nicht mehr vergessen! Und das meine ich nur in lobendem Sinn! WHEN ICARUS FALLS legten einen tollen Auftritt hin und dem Publikum schien es auch sehr zu gefallen, so wurde der Merch-Stand von WHEN ICARUS FALLS nach dem Konzert förmlich überfallen, und so mancher Besucher kann jetzt ein Shirt oder eine LP von WHEN ICARUS FALLS sein Eigen nennen. Auch bei WHEN ICARUS FALLS steht der Release ihres neuen Albums «RESILIENCE» kurz bevor, nämlich am 21.April 2017, und ich bin mir so ziemlich sicher, dass uns ein weiterer Meilenstein in der Diskografie von CZAR OF BULLETS erwartet!

Wie ausgewogen die musikalische Speisekarte zusammengestellt wurde, zeigte sich mit der nächsten Band namens BÖLZER! Waren WHEN ICARUS FALLS eher auf der relaxten Seite, sollte es nun mit Voll auf die Zwölf weitergehen! Mit «HERO» ist BÖLZER ein richtiges Highlight gelungen und setzt die lange Liste erfolgreicher Schweizer Bands in der extremen Musik weiter, und ich bin mir sicher, dass man schon bald BÖLZER im selben Atemzug mit Bands wie CELTIC FROST und HELLHAMMER nennen wird! Spürte der ein oder andere Besucher nach vier Bands schon eine gewisse Müdigkeit, so war diese bei BÖLZER von Beginn weg einfach verflogen! Selten trifft ein Bandname so wie eine Faust aufs Auge wie bei BÖLZER, denn die beiden Musiker können wirklich bolzen und zwar vom Feinsten! Es ist mir auch ein Rätsel, wie nur zwei Musiker so eine Urgewalt entfachen können?! Einfach nur eindrücklich, was da BÖLZER vom Stapel gelassen haben! Gerne mehr davon!

Aufgrund der Tatsache, dass ich mit dem öffentlichen Verkehr angereist war, konnte ich GURD zum Schluss nicht mehr geniessen! Ich bin mir aber sicher, dass die Urgesteine von GURD eine geile Show auf der Bühne hingelegt haben. So ging ein genialer Abend leider viel zu schnell zu Ende, an dem einfach alles perfekt war: Die Organisation, die Bands, das Publikum, die Künstler und natürlich die geile Location Kaserne! Aber wie man so schön sagt: Nach dem CZAR-FEST ist vor dem CZAR-FEST, und so freue ich mich schon jetzt auf die dritte Ausgabe dieses genialen Festivals!!!!

Swiss Attack

Review – Palmer 17.03.2017  Royal – Baden

Wenn sämtliche Sinne auf eine wunderbare Reise geschickt werden…

Mit ihrem neuen Album «SURROUNDING THE VOID» haben sich PALMER selber übertroffen, und zu diesem Anlass wurde zur Plattentaufe ins ehemalige Kino Royal in Baden eingeladen. Normalerweise geht es bei Plattentaufen nur um den Hauptprotagonisten, nicht aber bei PALMER, denn mit KHALDERA und ZATOKREV spielten zwei geniale Bands im Vorprogramm. Diese drei Bands machten dann diesen Event zu einem unvergesslichen Ereignis, aber beginnen wir von Anfang an.

Den Beginn machten KHALDERA, eine junge Band aus Brugg, die sich auf experimentellen Instrumentalrock spezialisiert haben. Bis anhin habe ich eigentlich immer einen weiten Bogen um Instrumentalbands gemacht, weil mir bei diesen einfach die Abwechslung fehlte. KHALDERA haben mich eines Besseren belehrt und von Anfang des Gigs bis dessen Schluss in ihren Bann gezogen und auf eine wunderbare Reise mitgenommen. Die grossartige Musik erschuf eindrückliche Klanggebilde in Zusammenspiel mit den Videoinstallationen von PIXELPUNX und KING OF TRASH, die auch ZATOKREV und PALMER anschliessend mit stimmungsvollen Bildern begleiteten, und nahm mich auf eine wunderbare Reise mit. Erstaunlich auch, dass KHALDERA nur ihre Musik sprechen lassen und auf sämtliche Ansagen verzichten! Das war dann schon mal ein wahrer Leckerbissen zum Anfang dieses unvergesslichen Konzertabends! Von KHALDERA wird man in naher Zukunft sicher noch viel hören!

Mit ZATOKREV wurde man dann schnell aus sämtlichen Tagträumen gerissen und von einer Welle der rohen Energie förmlich mitgerissen! Aber die fantastische Reise an diesem Abend wurde fortgesetzt, wenn auch in eine andere Richtung! ZATOKREV sind sowas wie ein Urgestein der hiesigen Doom-Drone-Metal-Szene und schon seit 2002 mit dabei. Sie haben auch schon vier Alben im Gepäck und die Auswahl an genialen Songs ist somit riesig! Was mir aber sehr gut gefallen hat, war die Spielfreude und das Stageacting von ZATOKREV! Mit Fredi Rotter haben ZATOKREV einen Frontmann der Spitzenklasse, der alles auf der Bühne gibt, was er an Leidenschaft zur Verfügung hat. Geboten wurde das ganze Spektrum von leisen, schon fast besinnlichen Klängen hin zu heftigen Sounderuptionen mit heftigen Riffwänden! Auch die Feedback-Orgien wussten dem Publikum zu gefallen! Dieser Auftritt von ZATOKREV hat mir einmal mehr bewiesen, dass wir so geile Bands hier haben, die sich keinen Deut hinter irgendwelchen internationalen Bands verstecken müssen. ZATOKREV, ich komme wieder, denn das war ein Konzert voller Emotionen und Energien, die ich so in dieser Form selten erlebt habe!

Nachdem der Konzertabend mehr als überzeugend war bis zu diesem Punkt, lag der Ball nun bei PALMER, und was machten sie aus dieser Steilvorlage: Sie setzten noch ein Ausrufzeichen mehr an diesen denkwürdigen Abend! Nach ZATOKREV wusste man nicht genau, wohin die Reise noch führen sollte, aber PALMER stellten die Weichen genau in die richtige Richtung! Wenn man, so wie PALMER, ein so starkes Album namens «SURROUNDING THE VOID» soeben veröffentlicht hat, dem fehlt es an starken Songs sicher nicht, um sich von der besten Seite zu präsentieren! Und so spielten auch PALMER einen sensationellen Gig mit ebenfalls sehr viel Energie und ebenso vielen Emotionen. Was mir bei PALMER ausgezeichnet gefällt, ist das Zusammenspiel von Laut und Leise, so folgen auf noisige Passagen ganz ruhige Passagen und umgekehrt, was den Spannungsbogen fast zum Zerreissen brachte! Auch PALMER kamen bei Publikum sehr gut an und setzten einen weiteren Glanzpunkt, der zugleich auch der Schlusspunkt war. Von den Anwesenden hat sicher niemand sein Kommen bereut, und wenn man sah, wie die Leute in dieser grossartigen Location mitgingen und die Bands abfeierten, dann kann man nur froh sein, nicht nur dabei gewesen zu sein, sondern mittendrin die unbändige Macht der Musik am eigenen Leib gespürt zu haben!

Fazit dieses Konzertes: Wir können mehr als stolz auf unsere Musikschaffenden dieser drei Bands KHALDERA, ZATOKREV und PALMER sein und dass auf dem Label CZAR OF CRICKETS verdammte geile Bands sind! Übrigens findet am 14.04./15.04.2017 das CZARFEST in der Kaserne in Basel mit KHALDERA, PALMER und vielen anderen hörenswerten Bands statt!

Mein Tipp: Hingehen und geniessen!!!

Schwarze Liste

Live Review – 25.02.2017 Met-Bar, Lenzburg

Zatokrev, Palmer und Wolf Counsel – A Doom-Blend

(Martin Rahn, Niels Rahn)

Die Met-Bar in Lenzburg macht von aussen keinen speziellen Eindruck. Ein Industrie oder Bürogebäude am Rand von Lenzburg, aber ideal für gute Rockkonzerte im kleineren Rahmen. Innen fühlt sich der Metaller aber sofort wohl, eine grosse Bar, mit einer grossen Auswahl verschiedener Met’s und natürlich Bier. Der Abend geht gut los.

Um Viertel vor 9 stehen dann die Mannen von Wolf Counsel aus Zürich, Winterthur und Schaffhausen auf Bühne. Sie spielen einen klassischen Doom Metal , der stark vom Sound der 70er-Jahre beeinflusst ist. Black Sabbath, Cathedral oder auch Saint Vitus können als Verweise dienen. Am Mikro steht Ralf Winzer Garcia, der Bass spielt und diesen auch bei den Thrashern Poltergeist malträtiert. Aber Wolf Counsel sind ruhiger und der perfekte Einstieg in den Abend.

Setlist Wolf Counsel: Pure as The Driven Snow, Ironclad, Wolf Counsel, The Everlasting Ride, Shield Wall, Battles, Wolf Mountain.

Danach stehen Palmer aus Langenthal auf der Bühne. Sie spielen einen etwas moderneren Doom Metal, der etwas in Richtung Sludge geht. Und die Bühne schien fast etwas klein zu sein für Sänger Steve, der die ganze Fläche ausnutzte und dabei auch mal ein Bierchen umwarf. Schrei sie raus, Deine Wut. Grosses Kino.

Setlist Palmer: Shedding Skin, Home is where I Lead, Misery, Divergent, Forbidden Fruit, Importunity, Digital Individual, Rising

Und dann steht mit Zatokrev sicher die wohl bekannteste Schweizer Doom/Sludge Metal-Band auf der Bühne der Met Bar. Und es wird keine Sekunde langweilig, dafür ist Musik und Show zu anspruchsvoll. Mal voll auf die Fresse dann wieder fast sanft und experimentel. Ganz grosses Kino dann beim gefühlt 2-stündigen Song Zato Krev, der fast schon hypnotisch wirkt, bei dem Sänger Freddy am Schluss die Bühne verlässt aus dem Publikum heraus die letzten Text-Fetzen brüllt, nur um als Abschluss der Gitarre den Garaus zu machen und ihr alle Seiten einzeln auszureissen.  Boah.

Setlist Zatokrev: Runaway Soul, Bleeding Island, The Phantom, Goddamn Lights, Feel the Fire Pt. 1, Zato Krev

Ja, es war wahrlich, als was es angekündigt wurde: A Premium Swiss Doom Night. Oder eben Doom-Blend – a finest selection of Swiss Doom Music.

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Mitelland Zeitung

Zwischenhalt in der Heimat

Martina Schlapbach

Chrämerhuus: Metalband Palmer trat mit italienischen Gästen auf

Nach Auftritten in Rom und Turin verschlug es «Palmer» dieses Wochenende zurück in den Oberaargau. Hier, im Chrämerhuus in Langenthal, zeigten die vier Metalheads, wofür sie bekannt sind: laute und authentische Live-Acts.

Darauf hatte das Publikum nur gewartet. «Mir si vo Langethau», schrie Frontmann Steve Diener ins Mikrofon, und seine – fast ausschliesslich männliche – Fangemeinde stimmte ihm kopfnickend, zuweilen johlend zu. Die vier Musiker auf der Bühne führten das musikalische Geschrei ihrerseits mit der Nummer «Temptation» fort, einem unter neun Songs ab ihrer Debüt-CD «This one goes to eleven». Im November hatte die Noisecore-Band die Scheibe im Kleintheater eingeweiht, am Freitagabend trat «Palmer» seither erstmals wieder in Langenthal auf.

Drei Römer zu Gast

Eröffnet hatte das Konzert im Chrämerhuus die italienische Band The Orange Man Theory, mit der «Palmer» zurzeit durch Europa tourt. Nach gemeinsamen Auftritten in Rom und Turin vergangener Woche, waren nun die Italiener an der Reihe, den Gästepart zu übernehmen. Diesen meisterten die drei Römer, die jüngst in den USA unterwegs waren, gewohnt wild und intensiv. Durchmischt von Punk- und Indie-Klängen dominierte harter Metal-Sound, was ihnen das Hardcore-Publikum allenthalben mit schüttelnden Mähnen verdankte.

Dass letztlich dennoch die Lokalmatadoren als die eigentlichen Anziehungsmagnete des Abends galten, brachte die laufend zunehmende Zuhörerzahl zum Ausdruck. Magnetisch wirkte denn auch deren Sound. Ein Gitarrensolo von Jan Wälchli begeisterte das Publikum ebenso wie das einmal abgestimmte, dann wieder spontan gestaltete Ineinandergreifen von Drums und Bass, ja selbst das seitens des Sängers als Rülpser gestaltete Song-Ende wurde mit lautem Klatschen quittiert.

Wer bin ich eigentlich?

Scheinbar zu brechen drohten die Balken, als die seit 2000 bestehende Langenthaler Band schliesslich den dunklen Raum mit ihrem Song «Who am I» erfüllte. Fliessend drangen die fragenden Sätze à la «Where do I come from, what am I doing here, where am I going to» durch die Rauchschwaden und vermischten sich mit denselben, um in der finalen Grundsatzfrage zu münden: «Who Am I?» Noisecore und Philosophie schliessen sich bei «Palmer» eben keineswegs aus.

Berner Zeitung

Palmer: Tierisch laut abgerockt

Nadja Noldin

Die Langenthaler Band Palmer ist wild, melodiös und intensiv. Und sie ist vor allem eines: laut. Am Samstag war CD-Taufe.

Ohropax rein und ab gehts. Die rund 80 Metalfans kriegen die volle Dröhnung ab, Palmer gibt Vollgas und dreht voll auf. Der Sound ist energiegeladen, intensiv, unbändig, hart. Frontmann Steve Diener schreit sich die Seele aus dem Leib. Der Rest der Band, Gitarrist Jan Wälchli, Bassist Ueli Heiniger und Drummer Remo Röschli, umgeben das inbrünstige Geschrei mit temporeicher, heftiger und melodiöser Musik. Chaos und Einklang gehen eine abwegige Beziehung ein. Mit wenig Worten lässt sich Palmers Stil kaum umschreiben. Die Band selbst nennt das, was sie produziert, «Palmernoise». Und eins ist Palmer wirklich: tierisch laut. Auf die Vorband Sludge aus der Romandie indes scheint nur ein Wort zuzutreffen: brachial. Der Rest ist Staunen darüber, wie Lärm irgendwie doch auch Musik sein kann.

Für Palmer ist das Konzert im Kleintheater Langenthal ein Heimspiel. Und eine CD-Taufe. Ohne grosse Zeremonie wird das Debütalbum auf den Namen «This one goes to eleven» getauft. «Nach sieben Jahren haben wirs endlich geschafft», freut sich Steve Diener. Dann heisst es wiederum Ohropax rein. Das Publikum geht ab. Haare wirbeln durch die mit Zigarettenrauch geschwängerte Luft. In den vorderen Rängen ist Headbanging angesagt. Genickstarre und Ohrensausen (für die Nicht-Ohropaxtragenden) sind vorprogrammiert. Trotzdem, den Metallern gefällts so sehr, dass sie Palmer am Schluss nicht gehen lassen wollen. «Spielt noch eins», rufen sie unnachgiebig auch nach der zweiten Zugabe.

Berner Zeitung

43 Minuten palmersche Dröhnung pur

Kathrin Holzer

Die Langenthaler Band Palmer tauft nach sieben Jahren ihr erstes Album. Für Metalfans ein langersehnter Leckerbissen.

Für die einen ist es Geschrei mit Lärm, Kritiker sprechen vom intensiven Chaos, Palmer selbst bevorzugen den Begriff «Noisecore». Den Lärm würden sie schliesslich bewusst einstreuen in ihre Musik, erklärt Ueli Heiniger, Bassist der Langenthaler Metalband. Chaotisch und laut – melodisch und spannungsvoll: So kennen und lieben Fans das Quartett seit sieben Jahren. Morgen Samstag laden Palmer ins Langenthaler Kleintheater: zur Taufe ihres ersten Albums.

In neuem Licht

Eine EP mit vier Tracks gabs zwar 2004 schon. «This one goes to eleven» bringt nun aber die volle palmersche Dröhnung. Keine neuen Songs eigentlich, erklären die Bandmitglieder. «Manche Lieder haben wir aufs Album hin jedoch in einem neuen Licht betrachtet», sagt Sänger Steve Diener. Und Gitarrist Jan Wälchli: «Manches ist nach Jahren jetzt erst fertig geworden.»

Aufgenommen haben Palmer die neun Songs des Albums im Little Creek Studio bei Gurd-Frontmann und Metal-Produzent V.O. Pulver. «Er hats im Ohr und im Blut», sagt Diener sichtlich angetan vom Resultat der gemeinsamen Studiozeit. «V.O. Pulver weiss eben, was es braucht, weil er selber auch Metal macht.» Nicht auf die Songs habe er Einfluss genommen, sondern auf den Sound, schwärmt auch Bassist Heiniger.

V.O. Pulver hatten Palmer an ihrem ersten Konzert kennengelernt. Beziehungen pflegen sie auch mit andern wichtigen Teilen der Metalszene. Und haben sich in dieser längst einen Namen gemacht.

Metalszene horcht auf

Kommt mit dem ersten Album nun der ganz grosse Schritt nach vorn? «Wir haben wohl noch nie so viele Konzerte gehabt wie jetzt», sagt Steve Diener. Das liege sicher auch am Album. «Wenn in der kleinen Metalszene etwas verheissungsvoll klingt, ist das Interesse doch schnell da.» Gegen einen weltweiten Vertrieb oder eine kleine Auslandtour, dagegen hätten sie alle nichts. Ziel sei aber nicht, daneben nicht mehr arbeiten zu müssen, so Wälchli, stellvertretender Geschäftsführer der Alten Mühle. Und der Reallehrer und frischgebackene Vater Steve Diener sinniert: «Es ist auch ein Privileg, Musik machen zu können, ohne davon leben zu müssen.»

Plattentaufe: Morgen Samstag, ab 20 Uhr (und 18 Jahren), Konzert um 21 Uhr. Kleintheater Mühle, Langenthal. Support: Sludge. «This one goes to eleven» ist ab sofort im Handel erhältlich.