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Neues Album unter der Lupe

Review: Palmer – This one goes to eleven

Reto Lanz

“This One Goes To Eleven” ist ein Album, welches ich immer noch nicht totgehört habe, was eigentlich erstaunlich ist, denn dieses Album rotiert und rotiert und rotiert seit mehreren Wochen in meinem CD-Player, irgendwie findet die Scheibe immer wieder den Weg in das CD-Fach…und das spricht für die Veröffentlichung von Palmer aus Langenthal.

Schon der Opener „Shedding Skin“ legt mit massiven Riffs und brachialen Soundwänden los und bohrt sich so seinen Weg durch den Gehörgang und arbeitet sich langsam in die musikalische Schaltzentrale des Gehirns vor, um dort das musikalische Inferno anzukünden und die Synapsen auf ein Feuerwerk vorzubereiten. Dieses Feuerwerk zündet dann „Who Am I“, welches sphärisch angehaucht eingeläutet wird, um dann nach wenigen Sekunden zu explodieren. Dicke Gitarrenstahlwände bauen sich um des Hörers Ohren auf, dies über die volle Länge des Album, wobei hier nicht nur das volle Brett zum Zuge kommt, sondern man sich auch in manchen melodiösen Spielereien wiederfindet, um dann postwendend in einem Stakkatohagel unterzugehen…

Mit „Deception“ ist Palmer ein Referenzsong geglückt, der neben aller Brachialität auch die melodischen Aspekte dieser Band aufzeigt…grossartig! Auch sonst zeigen sich Palmer auf ihren Debüt facettenreich, neben derben Stampfer wie „Temptation“ stehen das schleppende „Times Past By“ oder das fast episch anmutende „Souls Divided“.

Sänger Steve Diener verausgabt sich auf „This One Goes To Eleven“ mit seiner Stimmgewalt, als ob es kein Morgen geben wird, er schreit, kreischt und dröhnt, als hätte er Chino Moreno und Phil Anselmo verschlungen und nicht wieder ausgespuckt. Auch die Mitstreiter Wälchli (Git.), Heiniger (Bass) und Röschli (Drums) haben den musikalischen Bastard, wie auf der gleichnamigen Demo EP, mit grossen Löffeln vertilgt. Pauschal kann man sagen, dass „This One Goes To Eleven“ derben Metal mit technischem Anspruch, progressive und doch eingängige Songstrukturen, schleppende und fies drückende Doom/Sludge-Passagen mit einem ziemlichen mörderischen Groove bietet.

9 Attacken auf die Gemütlichkeit und eitlen Sonnenschein, jenseits gebräuchlicher Genre-Schubladen. Fies, böse, eindringlich, bewegend, authentisch, intensiv und eigen werden hier 9 Songs in kurzweiligen 43 Minuten wiedergegeben! Ein Pflichtkauf für Freunde der hart-schleppenden Töne.