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Review: Palmer – This one goes to eleven

Michael Päben

“Shedding Skin” brüllt es aus den Boxen…Tonnenschwere Gitarren schälen sich aus dem dichten Sound heraus, um dann Platz für eine kleine unverzerrte Ruhepause zu machen. Die Gitarren fangen wieder an zu surren, noch spielen die Drums einen entspannten Beat, um sich dann doch wieder in einem Lava-artigen Wall of Sound wieder zu finden. Gegen Ende des Songs wird sogar noch die Groove-Maschine angeschmissen.

Na, das nenne ich doch mal einen gelungenen Opener! Denn alle Trademarks der Schweizer Noise-Doom-Metal-Sludge-Core-Attentäter finden sich in diesem Song bereits ein: Das allseits bekannte Wechselspiel zwischen laut und leise… kleine Oasen der Ruhe, die sich mit gewaltig fetten Riffs abwechseln. Abwechslungsreiches Songwriting, das trotz der verschiedenen Parts sehr homogen herüber kommt. Kleine Jazz-Sprengsel, die die eigene Note noch mehr hervorheben und ein lupenreiner, zermalmender Sound, der den Eidgenossen von den GURD-Mitgliedern Pulver und Franky auf den Leib geschneidert wurde. Das Ganze kulminiert in dem zehnminütigen Abgesang namens „Souls Divided“. Der danach folgende letzte, neunte, Track wurde dem LP-Titel entsprechend schlicht „Eleven“ benannt, besteht aber leider aus dem üblichen Unfug, aus dem Hidden-Tracks gerne bestehen. Hier wird wieder einmal das nerven quälende Saiten-Geknarre eingesetzt. Schade, hätte ich bei dem Titel des Longplayers doch eher an den berühmten Gitarrenverstärker gedacht, dessen Regler doch bitte bis „11“ gehen müsste (SPINAL TAP lassen grüßen).

Aber egal, denn alles was davor kommt ist großes Kino von internationalem Format. Man merkt zu jeder Zeit, dass die Band schon seit dem Jahr 2000 zusammen spielt und sich nicht erst vorgestern dazu entschlossen hat, diese Art von Musik in die Welt hinauszutragen. Besonders gut gefällt mir, dass nicht nur alle Nase lang Breaks in den Sound hineingewebt werden müssen, sondern zwischendurch auch mal ausgiebig gerockt wird und das sogar in bester CROWBAR-Manier. Daran sind auch die fehlerlosen und druckvollen Vocals von Steve Diener nicht ganz unschuldig. Als weitere Referenzpunkte muss man natürlich MASTODON angeben, aber auch Elemente von Bands wie THE OCEAN oder CONVERGE finden sich in dem vielschichtigen Sound wieder. Ich schmeiße auch noch die alten ULME mit in den Topf, da der Gitarrensound und die Rhythmus-Arbeit mich des Öfteren an die deutsche Ausnahmeband erinnert.

Mehr Lob kann ich nun wirklich mehr aussprechen, deswegen sollte alle Freunde des Noise-Core in all seinen Varianten der Band unbedingt ihr Gehör schenken. Es muss nicht immer Amerika sein, aber trotzdem bleibt die Frage: Who killed Laura Palmer?!

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